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1. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 5 Familienglieder. An das Wohnhaus schlossen sich Stall und Scheune an. In unterirdischen Räumen wurden die Vorräte ausbewahrt und durch Stroh und Baumzweige gegen die Strenge des Winters geschützt. Das Besitztum des Einzelnen nannte man Gehöft. Tugenden. Die alten Deutschen zeichneten sich durch Liebe zur Freiheit, durch Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit aus. Ein deutsches Ja galt nach Tacitus mehr als ein römischer Eid. Nicht minder rühmten die Römer die Reinheit ihrer Sitten und ihre unbegrenzteg äst freund sch aft. Sie hielten es für Unrecht, einem Fremden ein Obdach zu verweigern, und bewirteten jeden nach Vermögen. Besaß ein Hauseigentümer selbst nichts, was er seinem Gaste hätte vorsetzen können, so geleitete er den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit, wie ein Bekannter des Hauses, gastlich ausgenommen wurde. Verließ der Gaftsreund das Haus, so gab man ihm mit, was er verlangte. Laster. Doch waren die alten Deutschen nicht frei von Fehlern. Mit Recht warf man ihnen Liebe zum Tr unke und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen hinzubringen, wobei häufig Zank und Streit entstand und blutige Raufereien die derbsten Schmähreden unterdrückten. Man benutzte aber auch solche Gelage zur Aussöhnung oder beriet bei ihnen die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst am folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trunke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamerweise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten aus Gewinn und Verlust so tollkühn, daß sie, wenn alles verloren war, auf den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war als sein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel gewonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinstes. Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und Fischfang. War der Krieg beendet, so trieben sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen allein hielten die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 82

1888 - Wiesbaden : Kunze
82 Erste Periode des Mittelalters. er zu den armen, aber strebsamen Schülern, die er zu seiner Rechten gestellt hatte: „Fahret fort, immer vollkommener und tüchtiger zu werden; dann wird euch mein Lob und Beistand nicht fehlen." „Ihr aber," fuhr Karl die trägen Knaben zu seiner Linken an, „ihr Söhne der Edlen, ihr seinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt und des Wissens nicht nötig zu haben scheint, ihr unnützen Buben, ich sage euch, bei Gott! euer Adel gilt nichts bei mir; wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht, so habt ihr von mir nichts zu hoffen." An seinem Hofe umgab er sich mit gelehrten Männern, die ihn in seinen Bestrebungen unterstützten. Der Angelsachse Alkuin (f 804), der wie Karl die Bildungskraft der Religion und der alten Sprachen schätzte, wurde aus Italien berufen und unterrichtete an der Hoffchule. Karl schenkte ihm großes Vertrauen und ließ durch ihn in Tours für alle Bildungsanftalten feines Reiches eine Musterfchule errichten. Paul Warnefried (Diakonus) schrieb die Geschichte der Langobarden, Petrus von Pisa lehrte die Grammatik ; Einhard, den Karl wegen feiner Anlagen schort als Knaben an feinen Hof genommen hatte, unterstützte ihn bei feinen Bauten und schrieb Karls Leben. Im Verein mit diesen Männern wirkte Karl auch für Erhaltung der deutschen Litteratur schätze und Pflege der deutschen Sprache. Er veranstaltete eine Sammlung alter deutscher Heldenlieder, welche leider nicht erhalten blieb, arbeitete mit feinen Gelehrten eine deutsche Grammatik aus, gab den Monaten *) und Winden deutsche Namen und forderte von den Geistlichen, daß sie in deutscher Sprache predigten und die Grundlehren des Christentums in dem Volke darin befestigten. Die Baukunst förderte er durch Errichtung von Gebäuden auf feinen Gütern und durch Erbauung von Pfalzen (Palästen) zu Aachen, das er wegen feiner warmen Bäder zum Lieblingsaufenthalt erkor, zu Ingelheim und Nymwegen, wo er abwechselnd Hof hielt; ferner ließ er zu Aachen einen Dom errichten und mit Marmorsäulen und Gemälden aus Rom und Ravenna ausschmücken. Karls Privatleben. Karls Wahlfpruch war: „Christus siegt, Christus regiert, Christus triumphiert". Er befolgte ihn fein ganzes Leben getreulich, denn er war fromm und gottesfürchtig, besuchte die Kirche täglich und unterstützte die Armen und Notleidenden alter- *) Die Monate hießen: Wintermond, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmond.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 50

1888 - Wiesbaden : Kunze
50 Erste Periode des Mittelalters. gewandt. Mit der Verschönerung des Gottesdienstes ging die Verehrung von Bildern und Reliquien Hand in Hand und erzeugte unter dem ungebildeten Volke, das die sichtbaren Gegenstände anbetete, Aberglauben und Abgötterei. Als deshalb Leo Iii. der Jsaurier (718—741) den Bilderdienst verbot, entstand ein mehr als hundertjähriger Bilderstreit, der das Volk in zwei Parteien spaltete und die wildesten Leidenschaften erzeugte. Leos Sohu Konstantin V. (741—775) ließ durch eine Kirchen-Versammlung (754) den Bilderdienst als eine Erfindung des Teufels verbannen und die Anhänger aufs strengste bestrafen; auch der Zunahme des Mönchswcsens und des Cölibats (der Ehelosigkeit) trat er entgegen. Gegen die aus Asien in die Donauländer eingewanderten Bulgaren schützte er das Reich durch Grenzbefestigungen. Sein Sohn Leo Iv. (775—780), der dritte der bilderstürmenden Kaiser, starb früh und plötzlich. Darauf ließ seine leidenschaftliche und herrschsüchtige Gemahlin Irene (§• 16, 7) durch das siebente ökumenische Konzil (zu Nicäa 787) den Bilderdienst wiederherstellen. Um die Regierung in der Hand zu behalten, ließ sie ihren eigenen zwanzigjährigen Sohn blenden und im Elend sterben. Als sie an eine Verbindung mit Karl dem Großen dachte (§. 16,5), um Morgenland und Abendland wieder unter einer Regierung zu vereinigen, wurde sie gestürzt. Unter den Nachfolgern dauerte der Bilderstreit noch fort, bis ihn die Kaiserin Theodora während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Michael Hi. einstellte und den Bilderdienst wieder gestattete. Michael Iii. (842—867) war ein lasterhafter Fürst und verlor das Reich an Basilius den Mace-donier 867, dessen Geschlecht fast 200 Jahre im Besitze der Herrschaft blieb und das Ansehen des Reiches wieder hob. Der Bilderstreit des Morgenlandes fand im Abendlande insofern einen Nachklang, als unter Karl dem Großen eine Kirchenversammlung zu Frankfurt sich gegen das Übermaß der Bilderverehrung aussprach. Während des Bilderstreites erhoben die Bischöfe von Rom im Namen Petri Einsprache gegen die Glaubensbefehle der griechischen Kaiser, und es entstand allmählich eine vollständige Trennung zwischen der griechischen (orthodoxen) und der abendländischen (römischen) Kirche. §. 10. Daiimen imit Ostgoim. letifac mul latfßs. Nach dem Tode Geiserichs ging das Vandalenreich in Afrika einem raschen Verfall entgegen. Zur Zeit Justinians war der König Hilderich von seinem Vetter Gelimer, einem Urenkel Geiserichs, abgesetzt und gefangen genommen worden. Justinian, der nach der Eroberung des Reiches trachtete, verwandte sich für den rechtmäßigen König, aber ohne Erfolg; darum beschloß er einen Zug gegen die Vandalen und sandte seinen Feldherrn Belisar, der sich bereits im Kriege mit den Persern ausgezeichnet hatte, mit einem ansehnlichen Heere dahin ab. Belisar war der bedeutendste Feldherr seiner Zeit, von hoher, edler Gestalt, tapfer und milde, voll Demut und unerschütterlich treu im Dienste seines Herrn. Er landete 533 an der afrikanischen Küste

4. Geschichte des Mittelalters - S. 141

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 141 Wir begegnen ihr aber 1072 noch einmal in Deutschland, wo sie sich mit dem Herzog Rudolf von Schwaben über die Herstellung der Ruhe und Ordnung beriet. 1073 begab sie sich nach Italien ins Kloster Monte Cassino, wo sie vier Jahre nachher starb. 7. Bertha, die Gemahlin Heinrichs Iv. (§. 20, 3), war eine Tochter des Markgrafen Otto von Susa. Sie wurde schon frühzeitig verlobt, ohne ihren künftigen Gemahl gekannt zu haben. Da Heinrich sich am Hofe Adalberts von Bremen an ein leichtsinniges Leben gewöhnt hatte, so mißfiel ihm das züchtige, sittsame und bescheidene Wesen seiner Gemahlin. Kaum war daher die Vermählung vollzogen, so suchte er Vorwände zur Scheidung; allein die Geistlichkeit widersetzte sich seiner Forderung, und Heinrich mußte nachgeben. Verachtet und verhöhnt folgte das treue Weib dem angetrauten Gemahle, wohin er zog, und als er nachher im Banne von allen Freunden verlassen wurde, harrte Bertha treu bei ihm aus, begleitete ihn im Winter 1076—77 unter großen Gefahren über die Alpen und vergalt Böses mit Gutem. Auch in Kanossa teilte die edle Frau den Kummer ihres Gatten und war ihm jetzt der einzige Trost. Bertha starb schon 1087. Die Geschichte hat wenige Beispiele von so treuer, aufopfernder Liebe, von so gläubigem Gottvertrauen und so bewunderungswürdiger Sittenreinheit; Bertha bestand den größten Kampf des Herzens siegreich und liebte den, welcher sie gehaßt und zu verstoßen gesucht hatte. Sie hinterließ zwei Söhne, Konrad und Heinrich V. Nach Berthas Tod hatte Heinrich Iv. eine russische Fürstin Adelheid geheiratet; allein da sie sich mit ihrem Gemahle entzweite, begab sie sich in ein Kloster und trat 1095 auf der Kirchenverfammlung von Piaeenza als Klägerin gegen den Kaiser aus. Sie war eine Freundin der Gräfin Mathilde von Toskana und durch diese dem Papste Urban Ii. empfohlen worden. Adelheid starb im Kloster. 8. Eine der angesehensten und einflußreichsten Frauen jener Zeit war die Gräfin Mathilde von Toskana (ß. 20, 5), welche es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, das Ansehen Gregors Vii. und der Hierarchie mit ihren Schätzen zu heben und zu stützen. Mathilde war 1046 geboren und eine sein gebildete, schöne und kühne Frau, reich an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern. Sie war die einzige Tochter des reichen Markgrafen Bonifacius von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen, sie gebot über Parma, Piaeenza, Modena, Mantua, Verona, Reggio, die meisten Städte Toskanas und hatte reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl

5. Geschichte des Mittelalters - S. 206

1888 - Wiesbaden : Kunze
206 Dritte Periode des Mittelalters, hochgestellt waren. Diese Achtung und Hochschätzung der Frauen beruhte darauf, daß man sie als körperlich schwache, aber geistig starke Wesen betrachtete, welche darum aus Schutz und Heilighaltung vollen Anspruch hatten. Allein diese Ehrerbietung ging nie so weit, daß die Frauen in den Vordergrund des staatlichen Lebens getreten wären; im Gegenteil das Weib war Weib, der Mann ihr Gebieter, Beschützer und Vater. Das Los der Frauen wurde durch die Einführung und Ausbreitung des Christentums allgemein ein besseres, weil das Christentum die Frauen auf eine dem Manne gleichgeordnete Stufe erhob und ihnen die gebührende geistige Freiheit erteilte. Darum sehen wir auch die Frauen allerorten für die Verbreitung der christlichen Lehre thätig. So finden wir namentlich den heiligen Bonifacius mit deutschen und englischen Frauen im Verkehr, welche dem frommen Apostel in seinem mühsamen Berufe der Heidenbekehrung beistanden. Außerdem führen die Legenden, eine große Zahl von Frauen auf, welche als Nonnen oder als Stifterinnen von Klöstern und Gönnerinnen der Kirche sich auszeichneten und eine Stelle unter den Heiligen der katholischen Kirche sich erworben haben. Die Nonnen. Wie die Mönche, so lebten auch die Nonnen in den Klöstern nach festgestellten Regeln, welche nicht verletzt werden durften. Jede eintretende Nonne mußte ein Prüfungsjahr durchmachen, nach dessen Ablauf sie das Klostergelübde der Armut, Demut und Ehelosigkeit abzulegen hatte. Das 25. Lebensjahr wurde gewöhnlich als das Jahr angenommen, wo ein Mädchen sich für den Dienst der Kirche entscheiden konnte. Jede eintretende Nonne mußte sich durch Aufheben und Wegwerfen eines Strohhalmes ganz von der Welt lossagen, den Schleier und die Ordenstracht anlegen, sowie nach den vorgeschriebenen Regeln des Klosters leben. Durch die Kreuzzüge nahm das kirchliche und klösterliche Leben neuen Ausschwung, besonders durch Bernhard von Clairvaux, welcher, wie seine Briefe zeigen, mit einer großen Zahl frommer Frauen in Verkehr stand. Darunter find Briefe an Nonnen, voll von Ermahnungen, Belobungen und Zusprachen der verschiedensten Art. Die Errichtung des Dominikaner- und Franziskanerordens veranlaßte Frauen, ähnliche Orden zu stiften. Die heilige Klara, die Tochter eines angesehenen Ritters, die Freundin und Schülerin des Franz von Assisi stiftete 1212 den Orden der K l a r i f f i n n e n. Als sie sich zur Stiftung eines Frauenordens nach seiner Regel entschlossen hatte, wurde sie von Franziskus und seinen Brüdern mit brennenden Kerzen an der Klosterpforte

6. Geschichte des Mittelalters - S. 167

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Friedrich Rotbart. 167 schrieb unter anderem: der Papst möge dem Beispiele Jesu nachleben. der für sich und Petrus den Zins an den Kaiser habe bezahlen lassen; die Kirche habe alle Güter und Rechte von der Freigebigkeit der Kaiser erhalten, darum fetze er feinen Namen voraus, rate es feine Vorfahren auch gethan. Der Papst fei von der christlichen Demut abgewichen, der Hochmut, dies verabfchemmgsraurdtge Tier, fei bis zum Stuhle Petri hinangekrochen. Hadrian nannte den Kaiser einen Fuchs, welcher den Weinberg des Herrn zerstören wolle, einen Rebellen gegen Gott, einen Heiden. Als Hadrian 1159 starb, loderte der Streit zwischen der päpstltchen und kaiserlichen Partei erst recht wieder auf. Unter den Kardinälen waren einige für Barbarossa, andere gegen ihn. Die ersteren wählten Viktor Iv., die welfifch Gesinnten den Kardinal Roland Bandmelli zum Papst, welcher den Namen Alexander Iii. annahm. Eine Kirchen» Versammlung in Pavia erkannte Viktor Iv. als den rechtmäßigen Papst an, während Alexander den Kaiser und Viktor Iv. mit dem Bannflüche belegte und nach Frankreich entfloh. Der Strett nahm immer größere Ausdehnung an, und Friedrichs Lage wurde von Tag zu Tag mißlicher, besonders untergrub Mailand das kaiserliche Ansehen. Als Friedrich hinlängliche Verstärkungen an sich gezogen hatte, beschloß er ein strenges Beispiel des kaiserlichen Zornes an ihr zu geben. Er schloß die widerspenstige Stadt 1161 abermals ein und zwang sie zur Übergabe auf Gnade und Ungnade. In gleich demütigendem Aufzuge wie vor 4 Jahren mußte die gesamte Einwohnerschaft wieder vor Friedrich erscheinen, die Schlüssel der Stadt und aller Burgen, die Fahnen und das Caroccio überreichen. Dieses war das Haupt-feldzeichen von Mailand, ein Wagen von starkem Bau, dicht mit Eisen beschlagen und mit einem hohen Mastbaum versehen, welcher an der Spitze das Zeichen des Kreuzes und das Bild des heiligen Ambrosius, des Schutzpatrons der Stadt, trug. Auf Befehl des Kaisers wurde das Caroccio zertrümmert und den Bewohnern der Beschluß der Reichsversammlung von Pavia eröffnet, wonach Mailand leer stehen, alle Bewohner abziehen und sich in vier voneinander entfernten Dörfern anbauen sollten. Die Bürger baten die Kaiserin Beatrix um Fürsprache und Abwendung des harten Spruchs. Allein da dieselbe 1158 durch einen Volkshaufen in den Straßen Mailands überfallen und tief gekränkt worden war, so lehnte sie die Bitte ab. Traurig verließen die gedemütigten Bewohner ' Mailands ihre Stadt, die Festungswerke wurden geschleift und der größte Teil der Stadt zerstört, nur die Kirchen wurden geschont. Die

7. Geschichte des Mittelalters - S. 225

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 2. Albrecht I. von Östreich. 225 Rosse und wurde ohnmächtig aus der Schlacht getragen. Aber er erholte sich wieder, bestieg ein anderes Roß und eilte abermals ohne Helm in den Kampf. Albrecht focht in unscheinbarer Rüstung und hatte mehreren Rittern seines Gefolges den königlichen Waffenrock anzulegen gestattet. Zwei fielen von Adolfs Hand, welcher in ihnen seinen königlichen Gegner zu durchbohren wähnte. Endlich erkannte er Albrecht, und indem er ihm zuries: „Hier mußt Du Leben und Reich lassen", traf ihn Albrechts Schwert aus die unbedeckte Stirn, daß er zu Boden sank. Ein Waffenträger durchbohrte den Wehrlosen. Ein Kreuz, das von einer alten Ulme beschattet wird, bezeichnet die Stelle, wo der unglückliche König fiel; seine Leiche fand im Dome zu Speier ihre Ruhestätte. 2. Albrecht I. von Östreich 1298—1308. Die unmittelbare Folge dieses Sieges war die allgemeine Anerkennung Albrechts. Bei einer abermaligen Wahl in Frankfurt vereinigte er alle Stimmen auf sich, dann wurde er zu Aachen gekrönt. Aber der Herrschsüchte Papst Bonifacius Viii. erkannte ihn erst an, nachdem er ihm bedeutende Zugeständnisse gemacht, sich von dessen Gegner Philipp Iv. dem Schönen von Frankreich getrennt hatte und der päpstlichen Partei beigetreten war. Als Albrecht mit großem Prachtaufwand in Nürnberg seinen ersten Reichstag hielt, erschien eines Tages während der Tafel eine hohe Frau im Trauerschleier und warf sich weinend vor seiner Gemahlin Elisabeth nieder. Es war die Königin-Witwe, welche ihren gefangenen Sohn Ruprecht loszubitten kam. Die glückliche Königin versagte der unglücklichen ihre Fürsprache nicht. Aber Albrecht, finster und kalt wie immer, antwortete, sie möge sich an den Erzbischof von Mainz wenden, der den Gefangenen in Verwahrung habe. „So bin ich denn abgewiesen!" rief die unglückliche Gemahlin Adolfs aus, und indem sie sich zu Elisabeth wandte, erhob sie sich und sprach: „Möge Euch Gott niemals ähnlichen Jammer senden!" Albrecht hatte als Herzog streng und willkürlich gehandelt, er that dies auch als Kaiser. Sein harter Sinn, den der Verlust eines Auges schon äußerlich verriet, hat Liebe nie gefühlt, aber auch Liebe nie gefunden. Sein ganzes Streben war daraus gerichtet, sich und sein Haus groß zu machen und Deutschland in eine unumschränkte, in der Familie Habsburg erbliche Monarchie zu verwandeln. Aber alle seine Pläne scheiterten. Vergeblich war sein Bemühen, die Macht Casfians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 15

8. Geschichte des Mittelalters - S. 318

1888 - Wiesbaden : Kunze
318 Zeittafel. Zweite und dritte Periode. 1039 Auf Konrad Ii. folgt Heinrich Iii. 1041 Eduard Hi. der Bekenner besteigt den englischen Thron. 1056 Heinrich Iv. erhält die deutsche Krone- 1059 Der Papst gründet das Kardinalkollegium. 1066 Wilhelm der Eroberer siegt bei Hastings und erhält die englische Krone. 1073 Hildebrand wird unter dem Namen Gregor Vii. Papst. 1076 Die Seldschuckeu erobern Palästina. Dritte Periode 1096—1273. Vom Beginn der Kreuzzüge bis zu Rudolf von Habsburg. 1077 Demütigung Heinrichs Iv. durch Gregor Vii. zu Canossa. 1080 Rudolf von Schwaben fällt durch Gottfried von Bouillon bei Grona. 1085 Gregor Vh. stirbt in Salerno. 1096 Gottfried von Bouillon leitet den ersten Kreuzzug. Peter von Amiens. 1099 Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer. 1106 Kaiser Heinrich Iv. stirbt in Lüttich. 1125 Das fränkische Kaiserhaus erlischt mit Heinrich V., welchem der Sachsenherzog Lothar folgt. 1138 Mit Konrad Iii. beginnt das hohenstaufifche oder schwäbische Kaiserhaus. 1144 Arnold von Brescia predigt wider das Papsttum und wird 1155 verbrannt. 1147 Konrad Iii. und Ludwig Vii. von Frankreich unternehmen den zweiten Kreuzzug. Bernhard von Clairvaux. 1152 Friedrich I. Barbarossa folgt seinem Oheim in der Regierung. 1162 Mailand wird von Friedrich Barbarossa zerstört. 1170 Petrus Waldus stiftet die Sekte der Waldenser. 1176 Niederlage Barbarossas bei Legnano. Heinrich der Löwe. 1183 Friede zu Konstanz. 1189 Der dritte Kreuzzug. Friedrich Barbarossa, Philipp August von Frankreich, Richard Löwenherz von England. Wilhelm von Tyrus. Der.deutsche Orden. 1197 Heinrich Vi. stirbt zu Messina. Philipp von Schwaben und Otto Iv. 1198 Innocenz Iii. wird Papst. 1202 Der vierte Kreuzzug. 1204 Gründung des lateinischen Kaisertums. 1208 Kreuzzug wider die Albigenser. Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach. 1212 Der unglückliche Kinderkreuzzug. 1215 Friedrich Ii. wird Kaiser. Johann ohne Land giebt den großen Freiheitsbrief.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 266

1888 - Wiesbaden : Kunze
266 Vierte Periode des Mittelalters. ergriffen und schwer verwundet von den Engländern nach Rouen gebracht. Vier Monate saß sie hier bei Wasser und Brot, mit schweren Ketten belastet und dem Spotte frecher Wächter ausgesetzt. Ein Gericht klagte sie der Zauberei und Abgötterei an, und da die Engländer aus Rache für die gegen sie verlorenen Schlachten ihren Tod beschlossen hatten, so wurde der Prozeß auf die ungerechteste Weise geführt: ihre Aussagen wurden entstellt, die Akten gefälscht. Johanna erklärte sich bereit, sich allem zu unterwerfen, was die Kirche befehle. Sie schwor ihre angeblichen Zaubereien ab und gelobte, nie wieder männliche Kleidung anzulegen. Allein man nahm ihr die weibliche Kleidung aus dem Kerker weg, und sie war genötigt, wieder zu dem kriegerischen Gewand zu greifen. Dies betrachtete man als einen Ruckfall in ihre vorige Ketzerei und sprach das Todesurteil über sie aus. Am 30. Mai 1431 früh 9 Uhr wurde sie, bedeckt mit einer Mütze, auf welcher die Worte „Rückfällige Ketzerin" standen, zu Rouen auf den Marktplatz geführt und dem weltlichen Arm übergeben. Sie kniete nieder, betete zu Gott und allen Heiligen, beteuerte laut ihre Unschuld und die Wahrhaftigkeit der gehabten Erscheinungen, bat alle Menschen um Verzeihung für etwaige Beleidigungen und rief ein solche Rührung hervor, daß das ganze Volk weinte. Langsam näherte sich ihr die Flamme, bis sie endlich unter dem lauten Rufe „Jesus" den Geist ausgab. Ihre Asche wurde in die Seine gestreut, um ihr Andenken zu vertilgen; aber 24 Jahre später kam das ungerechte Verfahren der Richter zutage, der Prozeß wurde geprüft und Johanna für unschuldig und rechtgläubig erklärt. Nachdem sich der Herzog von Burgund mit Karl Vii. ausgesöhnt hatte, erhielten die französischen Waffen das Übergewicht über die englischen. Die Engländer wurden nach einer letzten vergeblichen Anstrengung auf Ca lais und die normannischen Inseln im Kanal beschränkt. Der Krieg endete 1453 ohne Friedensschluß, weil in England selbst ein Kampf zwischen der roten und weißen Rose entbrannte. Karl Vh. trat den Beschlüssen des Baseler Konzils bei und befestigte dadurch feine Stellung gegenüber dem Papste. Ein Söldneraufstand veranlaßte ihn, ein stehendes Heer zu begründen und eine bleibende Kriegssteuer einzuführen. Sein Sohn Ludwig Xi. (1461 — 1483) wurde durch seine kaltherzige, hinterlistige Politik der Begründer der absoluten Monarchie in Frankreich. Er besiegte seine Vasallen, die sich zu einem „Bunde des öffentlichen Wohles" gegen ihn vereinigt hatten, fiel aber feinem gefährlichsten Gegner, Philipps des Guten Sohn Karl dem Kühnen von Burgund, in die Hände; doch erlangte er durch niedrige Schmeichelei

10. Geschichte des Mittelalters - S. 20

1888 - Wiesbaden : Kunze
20 Aus der deutschen Vorzeit. Ausgang des Krieges zu feiern, langte eine höchst unerwartete Trauerbotschaft bei Hofe an. Die Römer waren in Germanien seit längerer Zeit bestrebt, die Bewohner allmählich römischen Sitten und Gesetzen zuzuwenden. Die Germanen fügten sich auch der neuen Lebensweise, kamen auf die Märkte und pflogen friedlichen Umgang mit den Römern, ohne jedoch die Sitten der Väter, die Gebräuche des Landes, die Liebe zur Freiheit und zu den Waffen zu verleugnen. Als Kaiser Augustus den Quinctilius Varus, welcher in Syrien Statthalter gewesen war und sich durch Erpressungen aller Art bereichert hatte, in jene Gegenden schickte, versuchte derselbe, die Germanen rasch zu römischen Unterthanen umzubilden. Er bezog mit drei der besten römischen Legionen im Lande der Cherusker unweit Minden an der Weser ein Lager, welches den Mittelpunkt der römischen Niederlassungen bilden sollte. Es war angefüllt mit römischen Beamten, Advokaten, Kaufleuten, Weibern, Kindern und Kriegern. Hierher berief Varus die deutschen Fürsten wie an ein Hoflager des Kaisers, hierher verlegte er die Märkte, hier hielt er Gericht und schlichtete nach römischem Rechte, in römischer Sprache und mit römischen Anwälten die Streitigkeiten der Germanen. Zudem erpreßte er, wie von Unterthanen, Tribut, verhängte öfters entehrende Strafen, z. B. Rutenstreiche, und vollzog zuweilen auch Todesurteile. Diese Anmaßung kränkte das Freiheitsgefühl der Germanen, empörte Fürsten und Volk und erfüllte sie mit unauslöschlichem Hasse gegen die fremde Zwingherrschaft. Leider ergriffen aber viele edle Germanen aus eigennütziger Absicht Roms Partei, vor allen ©egest, aus dessen Gebiet das römische Lager stand. Er fühlte sich geschmeichelt, daß er das römische Bürgerrecht und sein Sohn eine Priesterstelle erhalten hatte. Hermann. Ganz anders dachte Hermann oder, wie ihn die Römer nannten, Arminius, ein Cheruskerfürst, der Sohn des Sigis-mar, dessen Gebiet rechts von der Weser lag. Hermann war ein schöner, kräftiger und tapferer Jüngling, von raschem Sinne und hoher Geisteskraft. Wie Marbod, hatte er in Rom sich geistig und körperlich ausgebildet und in den römischen Kriegen so hervorgethan, daß der Kaiser ihm nicht nur das römische Bürgerrecht, sondern auch die Ritterwürde verlieh. Aber Hermann bewahrte dabei dem Heimat-lande seine Liebe, Treue und Ehre. Als er an die Weser zu den ©einigen zurückgekehrt war, bemerkte er die Bedrückungen seiner Landsleute. Seitdem strebte er nach dem hohen Ruhme, sein Vaterland zu befreien. Er suchte vor allem den römischen Statthalter land-
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